Mehrsprachigkeit in Lateinamerika

Mehrsprachigkeit in Lateinamerika

Mehrsprachigkeit betrachte ich nicht nur aus einer historischen Perspektive, sondern auch als Paradigma der lateinamerikanischen Gegenwartsliteraturen. Neben der Anderssprachigkeit der lateinamerikanischen Avantgarden, die oftmals wie der brasilianische Modernist Oswald de Andrade oder der ecuadorianische Surrealist Alfredo Gangotena das Französische als Sprache ihres künstlerischen Ausdrucks wählten, interessiert mich Mehrsprachigkeit als Theoriemodus.

Ab April 2024 bin ich Mitglied im neu gegründeten DFG-Netzwerk Brazilian-Italian Cultural Exchange: Transatlantic Interaction and Knowledge Circulation (Sprecher: Dr. Janek Scholz, PBI Universität zu Köln). Auch in meinem Teilprojekt zur italienischen Lyrik von Cecília Meireles spielt die Frage nach der translingualen Vernetzung der brasilianischen und italienischen Literatur eine zentrale Rolle.

Mit meiner Kollegin Dr. Elena von Ohlen (UDE) habe ich zudem auf dem Hispanistiktag 2023 in Graz eine Sektion organisiert, die den Dialog des Spanischen und Portugiesischen mit den autochthonen Sprachen untersucht, der bereits durch seine Translingualität engagiert ist, wie sich im Werk von Chicano-Autoren wie Francisco X. Alarcón oder bei den autochthonen chilenischen Schriftstellern Elicura Chihuailaf oder Jaime Luis Huenún zeigt. Mit Elena von Ohlen habe ich zudem ein Dossier anlässlich des 35. Jahrestages der Veröffentlichung von Gloria Anzaldúas Borderlands/La Frontera zusammengestellt (in Begutachtung), das bekanntlich nicht zuletzt durch seine Form zu einem Manifest mehrsprachigen Schreibens (Englisch-Chicano-Spanisch-Nahuatl) avancierte.