Indigene Kunst von Québec bis Feuerland
Kurze Beschreibung
Seit einigen Jahren lässt sich eine Blüte indigener Literaturen in Nord- und Südamerika beobachten – Joy Harjo, Elicura Chihuailaf, Joséphine Bacon oder Eliane Potiguara etwa sind längst prominente Stimmen der Gegenwartsliteratur. Indigene Kunstschaffende aus Nord-, Mittel- und Südamerika finden viele Wege, um in der Literatur auf ausgelöschte und existentiell bedrohte Lebenswelten und Kulturen hinzuweisen.
In diesem Seminar diskutieren wir eine Reihe von Texten indigener Künstler*innen, die vom Sprachverlust erzählen, von der Trauer über den Verlust von Menschenleben und von der Zerstörung von Kulturen und Lebenswelten. Wir betrachten Positionen, die getragen sind von Liebe, Trauer und Humor: Indigene Kunstschaffende arbeiten an Konzepten wie dem der „dekolonialen Liebe“ (Marie-Andrée Gill, Inuit), um eine neue Zukunft zu gestalten. Sie trauern um die getöteten Mitglieder ihrer Gemeinschaft und durchforsten für das Andenken an diese Menschen Archive (Jaime Luis Huenún, Huilliche). Und sie schreiben die Geschichte aus einer humorvollen, satirischen, doch zugleich auch bitterernsten Perspektive um (Denilson Baniwa, Baniwa).
Das Seminar beschäftigt sich mit verschiedenen indigenen Kulturen aus Nord- und Südamerika (Fokus Québec, Chile und Mexiko-USA), wie der Mojave, Inuit, Mapuche, Baniwa, Maya und Nahua. Damit stehen Texte im Vordergrund, die auf verschiedenen indigenen Sprachen, Spanisch, Englisch und Französisch verfasst wurden. Uns geht es nicht darum, essentialistische Fragen von Identität in den Vordergrund zu stellen, sondern jenseits vom Phantasma des Authentischen über Zugehörigkeiten zu sprechen, die in besonderer Weise von Brüchen, Prekarität und Vulnerabilität geprägt sind. Dekoloniale Theorien werden in diesen Zusammenhängen eine besondere Berücksichtigung erfahren. Ebenso müssen wir die einzelnen Texte sorgfältig in ihren politischen, historischen und kulturellen Kontext einordnen.
Gegenstand des Seminars sind Texte und Kunstwerke, die in Deutschland weitgehend unbekannt sind und vorrangig der Gegenwartskunst- und Literatur zuzurechnen sind. Sprachliche und kulturelle Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.
Wann
wöchentlich, freitags, 12-14 Uhr
Anmeldung
Studierende der AVL Frankfurt können sich für den Zugang zu den Texten auf Olat gerne vor Semesterbeginn an mich wenden: kontakt@marilia-joehnk.de
Links
Link zum Vorlesungsverzeichnis folgt in Kürze