Neue Narrative der Kulturtheorie: Praxiswerkstatt

Der lange Sommer der Theorie scheint vorbei. Sehnsüchtig blickt so manch einer auf die Zeit zwischen 1960 und 1990, in der sich noch dicke Wälzer diskutieren ließen und schon am Frühstückstisch Namen wie Marcuse, Deleuze und Adorno fielen. „Theorie verhalf nicht nur zu akademischem Kapital, sondern auch zu Sexappeal bei den Kommilitonen“, schreibt Philipp Felsch in Der lange Sommer der Theorie.

Vielleicht steht es aber auch heute gar nicht so schlecht um die Lust an der Theorie. Nicht erst seit der Autotheorie und der mitunter immer fragileren Unterscheidung von Literatur und Theorie, die sich schon in der Avantgarde abzeichnete, zeigt sich, dass das Nachdenken über Kultur und Literatur viele Formen angenommen hat. Die Theorie ist weiblicher geworden – oder vielleicht war sie das schon immer und wir haben es nur vergessen. Dass Theorie jedoch zentral ist, um ernsthaft über Literatur nachzudenken, ist noch immer ein Grundpfeiler der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft.

In diesem Seminar möchten wir vor allem eins: gemeinsam schreiben und Theorie von Frauen* kennenlernen. Das Seminar ist explorativ angelegt und setzt sich zum Ziel, eine Website zu erschaffen, die Lust macht auf andere Narrative der Kulturtheorie und auf das Werk von Theoretiker*innen wie Susan Sontag, Silvia Bovenschen, Monique Wittig, Silvia Federici, Elizabeth Duval, Gloria Anzaldúa, Hélène Cixous, Rita Segato, Svetlana Boym, Donna Haraway – und vielen weiteren. Gemeinsam möchten wir unser eigenes Schreiben reflektieren und vor allem darüber ins Gespräch kommen. Hierfür können Sie sich auch von den Zwängen der Wissenschaftsprosa befreien (so gewollt) und neue Formen, Medien und Wege erkunden, in denen sich Theorie aufbereiten lässt. Konkret ließe sich an Podcasts denken, literarische Texte, Essays, Erzählungen, Hörspiele, Auto-Theorie, Graphic Novels oder auch klassische wissenschaftliche Aufsätze.

Voraussetzung zur Teilnahme ist die Bereitschaft, sich auf ein exploratives Format einzulassen. Denkanstöße und Vorschläge sind willkommen.