Das Geschlecht der Sprache(n)
Kurze Beschreibung
Spätestens seit den Debatten um das generische Maskulinum im Deutschen, um Ansprachen und Pronomen ist klar, dass Sprache in Bezug auf Geschlecht nicht neutral ist. Unser Seminar interessiert sich jedoch für implizitere, weniger offensichtliche Verbindungen von Sprache(n), Übersetzung und Geschlecht in der Literatur sowie in den Kultur- und Geschlechtertheorien.
Im europäischen Mittelalter etablierte sich das Konzept der lingua materna, das zunächst schlichtweg den Gegensatz von Volkssprachen und Latein ausdrücken sollte. Mit dem Begriff wird eine (bis heute geltende) Vorstellung von Spracherwerb vermittelt, die von der weiblichen Bezugsperson ausgeht. Im antiken Rom sprach man hingegen von der Vatersprache (sermo patrius) und legte so den Fokus auf die männliche Genealogie. Dieser kleine Streifzug deutet schon auf zwei zentrale Schauplätze unserer Seminardiskussionen hin: die Muttersprache und die Genealogie, zwei Konzepte, die auch für Kim de l’Horizon’s Debütroman Blutbuch wichtig sind, den wir intensiv diskutieren und in dem sich das Textsubjekt auf die Suche nach einer neuen Sprache und der weiblichen Linie der Familie begibt.
Ebenso fragen wir nach dem Zusammenhang von Geschlecht und Übersetzung (und ob es einen solchen überhaupt gibt) und lesen zentrale Beiträge zu Geschlecht und (Viel-)Sprachigkeit von Friedrich Kittler, Luce Irigaray, Gloria Anzaldúa und Hélène Cixous.
Bitte lesen Sie den Roman (Blutbuch) bereits vor dem Beginn des Semesters.
Wann
Wöchentlich, montags, 10-12 Uhr
Anmeldung
Studierende der AVL Frankfurt können sich für den Zugang zu den Texten auf Olat gerne vor Semesterbeginn an mich wenden: kontakt@marilia-joehnk.de